- Shaolin
- Shaolin[chinesisch »Junger Wald«], buddhistisches Kloster in der chinesischen Provinz Henan, im Kreis Dengfeng; gegründet 495 am westlichen Fuß des Berges Songshan während der Nördlichen Wei-Dynastie. Der aus öffentlichen Mitteln finanzierte Bau diente zunächst als Unterkunft des nach China gereisten indischen buddhistischen Mönchs Bhadra (chinesisch Batuo), der erster Abt des Klosters war. Auch Bodhidharma, erster Patriarch des Chan-Buddhismus (japanisch Zen), hielt sich 527-536 hier auf. Als erstes chan-buddhistisches Kloster nahm S. eine herausragende Stellung ein. Der Status eines offiziellen Klosters sicherte ihm eine stabile wirtschaftliche Existenz über Jahrhunderte. Kaiserliche Landschenkungen, Steuerbegünstigungen, umfassende Restaurationen u. a. großzügige Zuwendungen, wie z. B. während der Sui-Dynastie (581-618) oder unter dem Herrscherhaus der Tang (618-907), ließen das Kloster rasch erstarken; Ausdruck dafür war u. a. die Gründung verschiedener Zweigklöster zu Beginn der Yuan-Dynastie (1271-1368). Das Kloster wurde aber auch mehrmals zerstört: z. B. 574 nach einem Verbot des Buddhismus durch Kaiser Wudi der Nördlichen Zhou-Dynastie, angeblich auch im Rahmen der großen Buddhistenverfolgung unter Kaiser Wuzong (841-846) und am Ende der Yuan-Dynastie. In der Warlord-Periode (1916-28) geriet S. unfreiwillig zwischen die Fronten und brannte 1928 vollständig nieder. Nach Gründung der Volksrepublik China wurde das Kloster allmählich wieder aufgebaut und zwischen 1981 und 1985 mit staatlichen Mitteln umfassend restauriert.Neben der Lehre des Chan-Buddhismus pflegte man in S. die traditionellen chinesischen Kampfkünste (Wushu). Aufgrund der Ausbildung von Kriegermönchen und der engen Beziehungen des Klosters zum Kaiserhof unterstützte S. häufig imperiale Machtpolitik. Als Soldaten oder Ausbilder in der Armee halfen die Mönche nicht nur im Kampf gegen japanische Piraten im 16. Jahrhundert, sondern beteiligten sich auch an der Niederschlagung von Aufständen. Die kontinuierliche Praxis und die intensive Erforschung von Kampfkunst in S. führten zur Entstehung einer eigenständigen Schule des Wushu, die unter dem Namen Shaolinquan (Shaolinwushu) beziehungsweise Äußere Schule bekannt wurde. Neben vielfältigen Formen mit und ohne Waffen zeichnet sie sich durch ein umfangreiches Repertoire an Übungen zur Erhöhung der körperlichen Kraft, Ausdauer und Widerstandsfähigkeit aus. Im Zuge der Rückbesinnung auf die traditionellen Kampfkünste und der zunehmenden Popularisierung und Kommerzialisierung der S.-Kampfkunst wurde 1986 nahe dem Kloster ein Kampfsportzentrum speziell für Ausländer errichtet. - Um das Kloster ranken sich zahlreiche Legenden, die sich in Spielfilmen und Romanen, zum Teil auch in (Fach-)Büchern über Kampfkünste niederschlugen, für die aber keine historischen Quellen auffindbar sind.
Universal-Lexikon. 2012.